14. Januar 2015

Dialog- und Transferzentrum Demenz – Interview mit Felix Feierabend

Felix Feierabend gab zu unserem Projekt Pleno, einem sozialen Netzwerk für Senioren, ein Interview. Dank an die Universität Witten/Herdecke und das Dialog- und Transferzentrum Demenz!

Kurzer Auszug aus dem Interview:

Herr Feierabend, was haben Sie als webaffiner Designer über das Internet erfahren, als sie mit Ihrem Kollegen Manutchehr Ghassemlou zusammen mit Senioren ein soziales Netzwerk entwickelten? Wie ändert sich der eigene Blick auf das Internet durch eine solche Erfahrung?

Das Internet besteht aus einer Vielzahl abstrakter Konzepte. Obwohl Dreimorgen eine Agentur für Web- und Grafikdesign ist, waren wir uns dessen nicht in vollem Umfang bewusst. Im Rahmen des Projekts haben wir sozusagen die Entwicklung dieses Mediums noch einmal nachvollzogen und begriffen, was es bedeutet, wenn man die letzten zehn Jahre »verpasst« hat. Es ist nicht leicht zu erfassen, welche Möglichkeiten das Internet bietet. Für manche der Senioren war es eine große Herausforderung zu verstehen, was eine Webseite ist und was diese für Funktionen abbilden kann. Wenn ich jetzt im Internet unterwegs bin, denke ich öfters darüber nach, wie es wäre, wenn ich gar nichts über dieses Medium wüsste. Da wird einem schon klar, wieso einige Senioren beispielsweise so große Probleme mit der Bedeutung ihres Browsers haben, also mit speziellen Computerprogrammen zur Darstellung von Webseiten im World Wide Web.

In dem Magazin Page, welches sich insbesondere an Mediengestalter richtet, habe ich gelesen, dass es zunächst darum ging, den Senioren grundsätzliche Dinge über das Internet zu vermitteln, bevor es an die Entwicklung eines sozialen Netzwerks ging. War Ihnen das von Anfang klar?

Wir wussten zu Projektbeginn nicht wirklich, was uns konkret erwartet. Wir hatten im Voraus auch nicht geplant, das Projekt zu einem Lernkurs »Computer & Internet« zu machen. Auf der anderen Seite war es allerdings auch keine Überraschung, dass an vielen Stellen grundlegendes Wissen gefehlt hat. Wir sind das Projekt sehr offen angegangen. Das war ein echter Luxus, aber auch eine Herausforderung – quasi ein weißes Blatt Papier. Überraschend war für uns eher, wie viele Einzelschritte wir letztendlich durchlaufen mussten, um eine Funktionalität wie etwa »Eine Opernkarte über das digitale schwarze Brett tauschen« verständlich zu machen. Hier war viel Vorarbeit zu grundlegenden digitalen Konzepten notwendig. Dabei sollte man verstehen, dass im Agenturalltag die meisten Projekte zumeist wesentlich strikter strukturiert sind.

Wir wissen beispielweise in den meisten Fällen recht genau, wann ein bestimmtes Projekt beginnt, und können spätestens nach der Analysephase und Konzeption sehr klar absehen, wie ein Projekt verläuft, ob es es etwa Probleme gibt und derartige Dinge. Bei Pleno lief dieser Prozess dagegen ein wenig anders ab; es existierten zwar so wie auch bei anderen Projekten die aufeinander folgenden Phasen Analyse → Konzeption → Umsetzung → Evaluation, jedoch war der zugrundeliegende Prozess bei diesem Projekt wesentlich offener und agiler: Es gab zunächst den Wunsch zur Auseinandersetzung mit einem Thema und so entstanden nach jeder Etappe neue Herausforderungen.

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